ERNÄHRUNG IST WICHTIG

Warum brauchen Krebspatienten viel Energie?

Anna Stoch, MSc. Lebensmitteltechnologie und menschliche Ernährung: Patienten, die mit der Therapie beginnen, haben Kaloriendefizite, hauptsächlich Proteindefizite. Im Krankheitsfall benötigt der Körper doppelt so viel Eiweiß wie bei einem gesunden Menschen, da Krebs große Mengen davon verbraucht. Darüber hinaus benötigen Krebspatienten viel Energie zur Regeneration. Während gesunde Menschen ein Gramm Protein pro Kilogramm Körpergewicht benötigen, steigt der Bedarf bei einem krankheitsgeplagten Menschen auf bis zu 2 Gramm. Mittlerweile bemerken die Patienten oft nicht, dass sie weniger essen und ihr Appetit lässt automatisch nach.

Was passiert, wenn die Energie nicht ausreicht, der Appetit nachlässt und der Patient immer weniger isst?

Anna Stoch: Der Behandlungsprozess dauert viel länger, da ein solcher Patient seinem Körper kein Arginin zuführt, einen in der Nahrung enthaltenen Stoff, der den Wundheilungsprozess unterstützt. Arginin kommt in natürlichen Proteinprodukten vor. In extremen Fällen einer Mangelernährung kann es notwendig sein, die Therapie vorübergehend auszusetzen. Daher ist die Ernährung im Behandlungsprozess sehr wichtig und in unserem Zentrum werden die Patienten vom ersten Tag der onkologischen Therapie an von einem Ernährungsberater betreut. Wir führen Workshops durch, in denen wir den Patienten bewusst machen, wie wichtig die richtige Ernährung für sie ist. Wir bekämpfen auch Mythen, die in der Gesellschaft bezüglich der Ernährung von Patienten existieren.

Was sollten Patienten während der Therapie essen?

Anna Stoch: Wir legen Wert auf das Protein, das der Patient aus weißem Fleisch erhält – Truthahn, Huhn, Kaninchen. Es ist empfindlicher als Rot und der Körper wird nicht zusätzlich durch die Verdauung belastet. Sie können auch Meeres- und Süßwasserfische wählen – am besten gedünstet oder gekocht, sie haben dank ungesättigter Fette entzündungshemmende Eigenschaften. Rotes Fleisch enthält zwar mehr Eisen, ist jedoch während der Therapie nicht zu empfehlen, da beispielsweise Schweinefleisch Entzündungen verstärkt. Als Ergänzung empfehle ich Milchprodukte in Form von Milch, Kefir, Buttermilch, Joghurt, sowie Grütze, Reis und Nudeln. Für Patienten ist es sinnvoll, Gemüse und Obst zu essen, allerdings möglichst nicht roh, da diese schwer verdaulich sind. Es lohnt sich, die beliebten Karotten, Rüben, Sellerie, Kürbis und Petersilie zu schätzen. Es ist besser, Gemüse und Obst entsprechend der Vegetationsperiode zu essen. Wintertomaten haben wenig Nährwert. Greifen wir zu Gurken, die die Bakterienflora ergänzen. Sie müssen jedoch bedenken, dass es Produkte gibt, die während der Therapie Durchfall, Darmschmerzen und Koliken verstärken können. Es lohnt sich daher immer, Ihre Ernährung mit einem Spezialisten zu besprechen.